1. Kapital einwerben ohne Umwege
Wie überzeugt man Investoren, Kapital bereitzustellen? Bekannte Wege sind Bankkredite, Business Angels oder Crowdfunding. Für kleinere Finanzierungsrunden reicht dafür oft ein Vermögensanlagen-Informationsblatt (VIB). Sobald jedoch größere Beträge im Spiel sind, verlangt das Gesetz einen Verkaufsprospekt.
Der Begriff wirkt zunächst sperrig. In der Praxis erfüllt er jedoch eine wichtige Funktion: Er zeigt Investoren, ob ein Unternehmen seine Zahlen kennt, Risiken realistisch einschätzt und professionell kommuniziert. Genau diese Transparenz entscheidet häufig über den Erfolg einer Finanzierung.
Die Arbeit am Prospekt hat außerdem einen weiteren positiven Nebeneffekt. Wer Chancen, Risiken und Strategien detailliert ausarbeitet, entdeckt oft Unschärfen im eigenen Geschäftsmodell und gewinnt Klarheit für die weitere Planung.
Damit wird der Verkaufsprospekt zu einem zentralen Dokument, das sowohl die regulatorischen Vorgaben erfüllt als auch Investoren die Orientierung und Sicherheit gibt, die sie erwarten.
2. Was ist ein Verkaufsprospekt?
Ein Verkaufsprospekt ist ein rechtsverbindlicher Informationsrahmen, der Transparenz zwischen Unternehmen und Investoren schafft. Er ist immer dann vorgeschrieben, wenn Kapital oberhalb bestimmter Schwellenwerte eingeworben werden soll.
Rechtsgrundlage sind das Wertpapierprospektgesetz (WpPG) und das Vermögensanlagengesetz (VermAnlG). Sie regeln, wann ein Prospekt notwendig ist und in welchem Umfang. Zuständig für die Genehmigung ist die BaFin. Ohne diese Zulassung dürfen viele Finanzprodukte gar nicht öffentlich angeboten werden – unabhängig von der Qualität des Projekts.
Abgrenzung zum VIB
Oft wird der Prospekt mit dem Vermögensanlagen-Informationsblatt (VIB) verwechselt. Dieses ist ein stark verkürztes Dokument für kleinere Finanzierungsrunden. Der Verkaufsprospekt hingegen ist umfangreicher, detaillierter und für größere Summen zwingend erforderlich – gewissermaßen die „große Schwester“ des VIB.
3. Inhalte eines Verkaufsprospekts – Was hineingehört
Ein Verkaufsprospekt folgt klaren gesetzlichen Vorgaben. Die BaFin prüft jeden Entwurf darauf, ob alle relevanten Informationen vollständig und nachvollziehbar enthalten sind. Erst dann darf das Dokument veröffentlicht werden. Fehlen wesentliche Angaben, verzögert sich die Genehmigung und damit oft auch die gesamte Finanzierungsrunde.
Die Inhalte lassen sich in zentrale Bereiche gliedern:
1. Unternehmens- und Projektbeschreibung
- Wer wird finanziert?
- Wie lautet das Geschäftsmodell?
- Welche Produkte oder Dienstleistungen gibt es?
- Welche Marktstrategie wird verfolgt?
2. Chancen und Risiken
Ein verpflichtender Bestandteil ist die offene Darstellung der Risiken. Dazu gehören:
- Marktrisiken
- rechtliche Unsicherheiten
- technologische Herausforderungen
- Abhängigkeiten von Partnern
Dieser Abschnitt wird von der BaFin besonders kritisch geprüft.
3. Finanzielle Informationen
Der Prospekt muss einen fundierten Einblick in die wirtschaftliche Lage geben, u. a.:
- aktuelle Kennzahlen, Bilanzen und G+V-Rechnungen
- Liquiditäts- und Investitionspläne
- Prognosen und Annahmen, die nachvollziehbar begründet sind
4. Struktur der Kapitalanlage
Zentral ist auch die genaue Beschreibung der Anlageform:
- Welche Finanzinstrumente (z. B. Anleihen, Genussrechte)?
- Welche Laufzeiten und Rückzahlungsmodalitäten?
- Welche Renditeerwartungen?
5. Rechtliche Rahmenbedingungen
Abschließend gehören rechtliche Informationen in den Prospekt, darunter:
- Haftungsregelungen und Verträge
- Beteiligungsstrukturen
- Angaben zu Geschäftsführung und Management
Ein Prospekt ist damit eine Kombination aus betriebswirtschaftlicher Analyse, rechtlichem Pflichtdokument und strategischem Überblick.
4. Verkaufsprospekt vs. VIB – Wo liegt der Unterschied?
Beide Dokumente klingen ähnlich und dienen der Kapitalaufnahme, unterscheiden sich aber in Umfang und Einsatz:
Das VIB – Vermögensanlagen-Informationsblatt
Das VIB ist ein kurzes Informationsblatt, auf maximal drei Seiten reduziert. Es fasst die Eckpunkte einer Kapitalanlage zusammen und eignet sich für kleinere Finanzierungsrunden, bei denen ein vollständiger Prospekt rechtlich nicht erforderlich ist. Typische Einsatzfelder sind Nachrangdarlehen oder kleinere Crowdinvesting-Runden.
Vorteile von VIBs:
- schneller zu erstellen
- deutlich geringere Kosten
- ausreichend für frühe Wachstumsphasen, solange gesetzliche Schwellenwerte nicht überschritten werden
Der Verkaufsprospekt
Der Verkaufsprospekt geht weit über das VIB hinaus. Er deckt alle relevanten Informationen ab: Geschäftsmodell, Finanzen, Risiken, rechtliche Rahmenbedingungen und Anlagebedingungen. Ein solcher Prospekt umfasst schnell mehrere hundert Seiten und wird vor Veröffentlichung von der BaFin streng geprüft.
Er ist Pflicht, sobald
- größere Summen eingeworben werden sollen,
- komplexere Finanzinstrumente eingesetzt werden,
- oder ein breites Anlegerpublikum angesprochen wird.
Dabei schließen sich VIB und Verkaufsprospekt nicht immer gegenseitig aus. In manchen Fällen verlangt die Regulierung, dass beide Dokumente vorliegen: das VIB als kompakte Anlegerinformation und der Prospekt als ausführliche Grundlage.
In der Praxis lässt sich das so einordnen:
- VIB: Einstiegslösung für kleinere Finanzierungen und gesetzlich vorgeschriebene Kurzinformation bei bestimmten Anlageformen.
- Verkaufsprospekt: umfassendes Dokument für größere Kapitalbedarfe, häufig zusätzlich zum VIB erforderlich.
5. Erstellung in der Praxis: Kosten, Zeit und Wege
Die Erstellung eines Verkaufsprospekts ist einer der aufwendigsten Schritte im Finanzierungsprozess. Grund dafür sind die hohen rechtlichen Anforderungen und die intensive Prüfung durch die BaFin. In der Praxis stehen Gründern zwei Wege offen: der klassische Kanzleiweg oder digitale Alternativen.
Der klassische Kanzleiweg
Traditionell wird ein Verkaufsprospekt von spezialisierten Kanzleien erstellt. Der Prozess umfasst die Analyse des Geschäftsmodells, die Strukturierung des Dokuments sowie zahlreiche Abstimmungen und Nachbesserungen.
- Kosten: Hoher fünfstelliger bis sechsstelliger Bereich
Nachbearbeitungen: mehrere Tausend Euro pro Änderungsrunde, da die BaFin fast immer Anpassungen verlangt - Spezialgutachten: rechtliche oder steuerliche Expertisen erhöhen die Gesamtkosten zusätzlich
- Dauer: 3–6 Monate, abhängig von Komplexität und Korrekturschleifen
- Risiko: teuer, schwer kalkulierbar, hoher Zeitverlust
Digitale Generatoren
Neue digitale Lösungen wie der angekündigte Broadside Prospekt Generator werden den Prozess standardisieren und Kosten signifikant senken. Nutzer geben ihre Angaben zu Geschäftsmodell, Finanzen, Chancen und Risiken in ein strukturiertes Formular ein. Daraus entsteht automatisch ein rechtskonformes Dokument, das den BaFin-Vorgaben entspricht.
- Kosten: im fünfstelligen Bereich
- Nachbearbeitungen: inkludiert im Festpreis, keine Zusatzrechnungen
- Transparenz: klare Kalkulation von Beginn an
- Dauer: rund 24 Stunden statt Monaten
- Vorteil: Planungssicherheit, Geschwindigkeit, auch für Startups und Mittelständler machbar
Diese Entwicklung ähnelt der beim VIB: Was früher komplex und teuer war, wird heute digitalisiert und standardisiert. Beim Verkaufsprospekt ist der Nutzen sogar noch größer, da er das zentrale Dokument für größere Finanzierungsrunden ist.
6. Typische Fehler vermeiden
Die Erstellung eines Verkaufsprospekts ist für viele ungewohntes Terrain. Während Businesspläne oder Pitch-Decks frei gestaltet werden können, unterliegt der Prospekt strengen gesetzlichen Vorgaben. Fehler entstehen daher selten aus Nachlässigkeit, sondern meist aus Unkenntnis.
Häufige Fehler im Überblick
- Unvollständige oder beschönigte Risikodarstellung
- übertriebene Finanzprognosen
- widersprüchliche Kennzahlen
- vernachlässigte Pflichtangaben (z. B. Beteiligungsstrukturen)
- falsche Zeitplanung
- zu späte Einbindung von Fachwissen
So lassen sich Fehler vermeiden
- Struktur und Vorbereitung: alle Informationen frühzeitig zusammentragen und interne Prozesse abstimmen.
- Klare Entscheidung für den Erstellungsweg: klassisch oder digital, aber rechtzeitig festlegen.
- Digitale Tools nutzen, die durch alle Pflichtangaben führen
- Realistische Erwartungshaltung: Der Prospekt ist kein Marketingdokument, sondern ein regulatorisches Werkzeug
7. Fazit: Verkaufsprospekt als Schlüssel zur Finanzierung
Den Verkaufsprospekt nehmen viele zunächst als bürokratische Last wahr. Eigentlich ist er aber ein zentrales Werkzeug für die erfolgreiche Kapitalaufnahme. Richtig genutzt, schafft er Transparenz, Vertrauen und Professionalität.
Dabei eröffnet sich zukünftig ein neuer Weg zur Erstellung des Verkaufsprospekts. Digitale Lösungen wie Broadside schaffen eine kostengünstige, schnelle und doch rechtskonforme Alternative.